
dag/Dagmar Meyer-Roeger
"Der Krieg in der Ukraine ist Thema des „Europa-Dialogs“ der CDU-Europaparlamentarierin Sabine Verheyen in Alsdorf. Das Interesse ist groß.
Der Andrang war groß. Zusätzliche Stehtische mussten in den Versammlungssaal der Siedlerklause in Alsdorf-Begau geschafft werden, als die CDU-Europaparlamentarierin Sabine Verheyen auf Einladung des CDU-Stadtverbandes Alsdorf in der Reihe „Europa-Dialog“ am Freitagabend zur Lage in der Ukraine referierte. Angesichts von Putins Invasion waren unter den Anwesenden Ratlosigkeit, aber auch große Hilfsbereitschaft spürbar. Das Informationsbedürfnis jedenfalls war immens.
Verheyen ließ denn auch in ihrem Referat keinen Zweifel daran, dass Putins Krieg nicht unbedingt ein Krieg der Russen sei, auf jeden Fall aber ein „Akt großer Unvernunft“. Sie betonte, dass die Ukraine ein freies Land und frei in seinen Entscheidungen bleiben müsse. Dazu gehöre auch die freie Wahl des politischen Bündnisses, dem sie angehören möchte: „Wenn behauptet wird, bei früheren Verhandlungen sei auf eine Ost-Erweiterung der Nato vertraglich verzichtet worden, dann stimmt das einfach nicht.“
Verheyen zeichnete das Bild Putins als eines Mannes, der, auch bedingt durch seine KGB-Vergangenheit, nur in Schwarz und Weiß denken könne: „Demokratie bedeutet für ihn Schwäche und Chaos.“ Der Kreml-Herrscher träume schon seit geraumer Zeit von einer Art großrussischem Reich, der Wiederherstellung der Einflusssphäre der ehemaligen Sowjetunion. Dazu sei ihm jedes Mittel recht, wie die Invasion in der Ukraine zeige. Mit Blick auf das benachbarte Moldawien warnte Verheyen: „Wir fürchten, dass das nicht der letzte kriegerische Akt dieser Art war.“ Russische Anrainerstaaten wie Lettland und Litauen hätten schon lange vor Putins hegemonialen Bestrebungen gewarnt: „Da war der Westen wohl zu blauäugig.“
Gleichwohl hat der russische Kriegsherr nach Verheyens Einschätzung mit zwei Dingen nicht gerechnet: Mit der Schwäche seiner eigenen ins Stocken geratenen Armee und mit der demonstrativen Geschlossenheit des Westens. „Unser Bündnis zeigt sich geschlossener als jemals zuvor, das hat Putin überrascht.“ Man unterstütze die Ukraine nun massiv, auch mit Waffenlieferungen. Allerdings müsse die Nato darauf achten, nicht in kriegerische Auseinandersetzungen mit Russland verwickelt zu werden, dies beschwöre die Gefahr eines Dritten Weltkriegs herauf.
Verheyen ist überzeugt, dass die wirtschaftlichen Sanktionen Putin weh tun. Dazu gehöre auch, sich wirtschaftlich möglichst autark zu machen. Aber sie sagt auch klar: „Das hat für uns Konsequenzen. Wohlstand kostet.“ Man müsse weg von der Abhängigkeit. Know how und wirtschaftliche Kapazitäten müssten wieder zurückgeholt werden. Aber das brauche Zeit: „Sie können nicht mal eben schnell eine Chip-Fabrik oder eine Gasspeicheranlage bauen.“
Unbürokratische Hilfe
Relativ schnell jedoch könnte unbürokratische Hilfe für Ukraine-Flüchtlinge in Deutschland und auch in Alsdorf erfolgen. Die Alsdorfer Christdemokraten haben diesbezüglich einen Antrag eingebracht, mit dem unter anderem weiterer Wohnraum für Schutzsuchende im Stadtgebiet bereitgestellt werden soll, sowie der Abbau von Sprachbarrieren für die ukrainisch sprechenden Flüchtlinge. Dazu wird die Implementierung der Sprache Ukrainisch auf der städtischen Website sowie die Aufnahme weiterer Informationsseiten etwa des Bundesinnenministeriums angeregt. Weiterhin sollen ukrainische Kinder in deutschen Schulen gesondert gefördert werden.
Ergänzend dazu kann sich Sabine Verheyen eine intensive Traumabetreuung für Flüchtlinge, aber auch die Verlängerung von Stipendien russischer Studenten vorstellen, um ihnen die westliche Lebensweise nahe zu bringen und den Boden für aufgeklärte Denkweisen für die „Ära nach Putin“ zu bereiten. Schließlich ist sie sich in Alsdorf-Begau sicher: Putins Rhetorik der Spaltung und des Hasses werde nicht verfangen, denn „die Demokratie ist stärker als ein Autokrat, weil ihre Entscheidungen auf einem breiteren Konsens beruhen“."
(Quelle: Aachener Zeitung vom 27.03.2022 - von Rudolf Teipel)
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